Eine hilfreiche Methode um Nutzer besser kennen zu lernen und das Produkt auf Kundenanforderungen bestmöglich abzustimmen ist Design Thinking. Sie basiert auf Beobachtung und Hinterfragung und konzentriert sich auf den Nutzer und seine Bedürfnisse.
Damit ist es möglich, neue Ideen zu entwickeln und zu bestehenden Nutzerproblemen Lösungen zu finden. Die Produkt Vision wird damit in das hier und jetzt überführt und ein konkretes Produkt mit Funktionen erarbeitet.
Durch die systematische Herangehensweise in sechs Schritten bietet Design Thinking ein strukturiertes Vorgehen. Der Verlauf des Prozesses ist iterativ.
Schauen wir uns einmal die einzelnen Schritte genauer an:
Im ersten Schritt, dem Schritt des Verstehens, wird das Thema oder das Problem definiert. Alle im Design Thinking Prozess Mitwirkenden müssen ein gemeinsames Verständnis dafür haben. In dieser Phase werden Hypothesen aufgestellt, die das Problem der Nutzer darstellen. Ganz wichtig ist, dass man das Bedürfnis der Anwender erkennt und deren Sichtweise hinterfragt. Dazu muss man die Probleme durch die Brille der Nutzer betrachten.
In der zweiten Phase, der Beobachtungsphase, sollen die Bedürfnisse der Kunden vollends verstanden werden. Dazu führt man Interviews mit den Nutzern und analysiert die Vorgehensweise der Anwender bei ihren Workflows, bei denen sie die Schmerzpunkte haben. Dabei sollte man genau darauf achten, wie sie aktuell mit ihren Problemen umgehen oder welche Lösungen sie eventuell sogar schon improvisieren. In dieser Phase steht das Beobachten an erster Stelle – wir wollen den Nutzer verstehen und noch keine Lösungsvorschläge ansprechen oder sogar darüber diskutieren. Im Nachgang werden die Hypothesen aus der Phase 1 mit den Erkenntnisse verglichen und daraufhin angepasst. Sprich nicht bestätigte Hypothesen werden gestrichen und andere um Details ergänzt.
Nun sind wir auch schon in der dritten Phase und definieren unsere Sichtweise. Das heißt wir nehmen alle Analysen und Informationen aus den ersten beiden Phasen und entwickeln daraus ein schlüssiges Gesamtbild. Dazu wird eine Zielgruppe anhand einer Persona erstellt und genau beschrieben. Diese wird dann die Grundlage für die nächsten Schritte sein.
In der vierten Phase sollen Ideen entwickelt werden, wie eine Lösung ausschauen kann. Man sollte seiner Kreativität freien Lauf lassen und innovativ denken. Das Team setzt sich zusammen und sammelt in einer Brainstormingphase alle Ideen ein. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und über den Tellerrand schauen ausdrücklich erwünscht. Wichtig ist nur, dass dies alles komplett wertungsfrei abläuft. Erst wenn man diese Phase abgeschlossen hat, fängt man an, die Ideen zu sortieren, zu priorisieren und zu bewerten. Dabei wird über jede einzelne ausführlich diskutiert und diese auf Umsetzbarkeit, aber auch Wirtschaftlichkeit geprüft. Zum Schluss entscheidet man sich für eine Idee, die man weiterverfolgt. Das sollte die am höchsten priorisierte sein.
Nun sind wir bereit für unseren Prototypen. Die gewählte Idee soll nun in dieser fünften Phase zum Ausprobieren für den Nutzer modelliert werden. Der Prototyp soll kein Meisterwerk werden, sondern lediglich ein erstes Modell zum Veranschaulichen. Ob alles mit Stift auf Papier gebracht , mit Bastelmaterialien geschnitten und geklebt oder auch mit Lego gebaut wird, kann nach den Wünschen eines jeden einzelnen entschieden werden. Am Ende sollte dann ein zum Testen geeigneter Prototyp herauskommen…
…der dann in der 6. Phase vom Nutzer selbst ausprobiert werden soll. Nach den Anwendertests heißt es Feedback einholen und Fragen dazu stellen. Was war positiv am Modell? Was hat keinen Sinn gemacht oder nicht gefallen? Wenn der Nutzer Fragen stellt, dann nimmt man diese auf und versucht den Hintergrund zu verstehen. Wieso hat er genau diese Frage gestellt? Auch daraus kann man Erkenntnisse gewinnen, wie man seinen Prototypen verbessern kann. Wie anfangs erwähnt, ist der Prozess iterativ. So ist es nun ausdrücklich erwünscht von hier aus zu einer beliebigen Phase zurückzuspringen.
Mit den Erkenntnissen aus Schritt 6 kann so noch einmal bei Schritt 1 begonnen und die Hypothesen umformuliert werden. Vielleicht reicht es aber auch schon aus, nur den Prototypen anzupassen.
Nach diesem kurzen Abstecher in das Thema Design Thinking kommen wir nun wieder zurück zu unserem Scrum Prozess und wollen uns im folgenden Beitrag mit der Product Roadmap beschäftigen.